Les Rencontres d’Arles Festival – zweiter Teil des Tagebuchs

Dies ist Teil zwei meines Rencontres d’Arles 2012 Tagebuchs. In den kommenden Tagen des Fotofestivals stehen noch abendliche Screenings, Führungen und Ausstellungen an.

Nun liegen bereits drei Tage der Rencontres d’Arles hinter mir. Halbzeit also und eine Gelegenheit für ein keines Reümee. Wenn Ihr wissen wollt, was bisher geschah, dann lest auch den ersten Teil meines Rencontres Tagebuchs.

Zwei Pole prägen diese Rencontres: Die französische Fotografie, allen voran die Absolventen der Foto-Schule ENSP in Arles, und die Fotografen der Agentur Magnum. Mit dieser Mischung schafft das Festival wieder einmal den Spagat zwischen eher unbekannten Fotografen einerseits und den etablierten Meistern andererseits. Dass Platz für beides bleibt, das Alte und das Neue, ist das, was das Festival ausmacht.

Natürlich sind bisher auch die ganzen kleinen Begegnungen am Rande in diesem Jahr nicht ausgeblieben. Man traf auf bekannte Gesichter aus den letzten Jahren und der begrenzte Raum der französischen Kleinstadt bietet ausreichend Möglichkeiten, um Menschen kennen zu lernen. Man sieht sich immer zweimal. Das mag zwar abgedroschen klingen, ist während der Rencontres aber tatsächlich so.

Tag 3 – Führungen, der Book Award und Josef Koudelka spricht über sein Buch Roma

Ein großer Teil der Ausstellungen während der Rencontres findet im nahegelegenen Parc des Ateliers statt. Diese riesigen Hallen des stillgelegte Gelände der französischen Eisebahngesellschaft bietet Platz für große Ausstellungen wie den Discovery Award. Zwischen den Hallen huschen die Besucher hin und her, immer auf der Suche nach Schatten, der auf dem kargen Gelände spärlich gesäat ist.

Am heutigen Tag stand zuerst eine Führung des Fotografen Alain Desvergnes auf dem Programm. Dieser dokumentierte die Lebensumstände der schwarzen und weißen Bevölkerung im Missisippi der 60er Jahren. Der Franzose fand eine Welt vor, die noch stark von Rassendenken und Moralvorstellungen des neunzehnten Jahrhunderts geprägt war.Desvergnes schafft es mit seinen Bilder, die Fragilität dieser scheinbar heilen Welt einzufangen.

Anschließend nahm ich an einer Führung des Fotografen Klavdij Sluban teil. Er war einer von zwei Fotografen, die für einen Aufenthalt auf der französischen Forschungsinsel Kerguelen ausgewählt wurden. Das Gefühl des Eingesperrtseins auf der abgelegenen Insel lässt sich an den dunklen schwarz-weiß Bildern, die er während seines Auffenthaltes erstellte, gut nachvollziehen.

Im Anschluss führte der ENSP Lehrer Arnaud Claass durch seine unterschiedlichen Schaffensphasen. Affällig war seine Aufgeschlossenheit hinsichtlich der fotografischen Genres und Bildstile.

Nach einer verdienten Mittagspause in der Nähe des Parc des Ateliers bot sich die Gelegenheit, sich die nominierten Bücher für den Book Award genauer anzuschauen. Jede der nominierten Publikationen kann angesehen und durchblättert werden. Dies war eine gute Möglichkeit, um sich einen Überblick der Fotobuch-Publikationen der letzten 12 Monate zu verschaffen.

Die Führung durch die Abschlussarbeiten des Jahrgangs 2012 der ENSP bot einige spannende Arbeiten. Ziel der Kuratorin war es, eine Basis oder eine Linie für eine gemeinsame französische Schule der Fotografie zu finden.

Danach verließ ich den Parc des Ateliers und suchte das Theatre Arles auf. Dort bot sich die seltene Gelegenheit, Josef Koudelka bei einem Interview mit dem Rencontres-Direktor Francios Hebel zu erleben. Bei meiner Ankunft hatte sich bereits eine lange Schlange vor dem Theater gebildet und die Plätze waren bis auf den letzten gefüllt. Koudelka sprach während des einstündigen Gesprächs vor allem über die Geschichte seines Werkes Roma, das im letzten Jahr neuaufgelegt wurde (in Deutschland bei Steidl), seine Anfänge als Fotograf in der Tcheowslowake und seine Unterstützer Elliot Erwit , Henri Cartier-Bresson sowie natürlich seinen Verleger Robert Delpire. Koudelka ist ein lebhafter Gesprächspartner und entschuldigte sich schon einmal vorab dafür, dass seine Antworten etwas wirr sein können. Diese waren zwar nicht immer auf den Punkt, aber immer ehrlich.

Der Fotograf Alain Desvergnes zeigte seine Fotografien der Südstaaten der USA.

Kavdij Sluban sprach über die intensive Erfahrung, die er in der Abgeschiedenheit machte.

Arnaud Claass erzählte von seinem Werdegang.

Der Gewinner des Book Award wird am Abschlussabend im Theatre Antique bekannt gegeben.

Josef Koudelka zeigte sich als eigenwilliger, aber aufgeschlossener Gesprächspartner.

Tag 4 – Ehemalige Schüler der ENSP und Elliott Erwitt zeigt seine Arbeiten

Gestern standen die Führungen der ehemaligen Schüler der ENSP auf dem Programm. Die Bandbreite war groß und nicht mit allen Arbeiten konnte ich etwas anfangen. Eine Serie, die in meinen Augen herausstach, war Past Forward von Vincent Fournier. Für diese Arbeit fotografierte der Künstler in Raumfahrtzentren in den USA, Europa und Russland sowie Forschungszentren für Robotik. Die Serie gefiel mir, da sie an die kindliche Faszination für die Raumfahrt und die Technik appelliert. Die gestellten Aufnahmen kommen visuell sehr geordnet daher und wirken steril. Auf vielen Bildern dominiert ein laborartiges Weiß aus dem die farbigen Kabel und Schaltflächen herausstechen. Sie erinnern an die Optik von Science Fiktion Filmen wie 2001. Die Fotografien der Roboter verströmen eine eigenartige Melancholie. Die Roboter bewegen sich in der Welt der Menschen und interagieren mit diesen, wirken jedoch deplatziert und ausgeschlossen.

Nachmittags führte Alexandre Cartiere durch ihre Ausstellung. Details zu dieser findet ihr in meinem ersten Teil zu den Rencontres d’Arles in diesem Jahr. Die Fotogafin war sehr bescheiden und zurückhaltend. Während der Führung sprach sie über ihre Arbeitsweise und ihre Faszination für traditionelle fotografische Techniken.

Später bummelte ich durch das Viertel La Roquette, in dem die Nuit de la Roquette abgehalten wurde. Für diese Abendveranstaltung, die jährlich neben den Rencontres abgehalten wird, verwandeln die Bewohner ihr Viertel in ein großes Ausstellungsgelände mit Volksfestcharakter. In jeder Straße und jedem Hinterhof lassen sich Projektionen von Fotografen und andere Kunst bewundern.

Leider konnte ich der Nuit de la Roquette nur eine Stippvisite abstatten, da am Abend der berühmte Magnum Fotograf Eliott Erwitt im Theatre Antique durch sein Werk führte. Er zeigte einige seiner privaten Aufnahmen und bewies, dass er abseits seiner Auftragsarbeiten einen Blick für das Ungewöhnliche hat. An dem Abend stellten auch die Kuratoren des Discovery-Awards ihre Nominierungen vor – eine gute Einstimmung auf die Führung am Freitag.

Der ENSP AbsolventMehdi Meddaci präsentiere seine Video Installation.

Bei der Arbeit 53.77 von Mirelle Loup handelt es sich um 3D-Bilder. Entsprechende Brillen lagen am Eingang aus.

Mein Favorit aus den Arbeiten der früheren Absolventen der ENSP: Die Serie Past Forward vonVincent Fournier.

Marina Gadonneix fotografierte ein Haus in dem Feuerwehrübungen abgehalten werden für die Serie The House that burns everyday.

Für die Nuit de la Roquette verwandeln die Bewohner des Viertels ihre Gegend in einen liebevoll gestalteten Ausstellungsraum.

Während eines abendlichen Screenings führte der Magnum-Fotograf Elliott Erwitt durch seine privaten Aufnahmen und einige seiner besten Auftragsarbeiten.

Tag 5 – Führung durch den Discovery Award und die Nuit de l’Annee

Bisher hatte ich einen großen Brocken unter den Ausstellungen erst einmal ausgelassen, den Prix Decouverte oder Discovery Award. Die fünf Juroren, allesamt ENSP-Absolventen, wählten jeweils drei Arbeiten aus, von denen sie denken, dass sie die Aufmerksamkeit des großen Publikums verdient hätten. Das Fachpublikum wählt seinen Favoriten aus den 15 Arbeiten aus.

Zusammen mit den Kuratoren und den Fotografen fand heute eine mehrstündige Führung statt. Für diese braucht man erfahrungsgemäß ein großes mentales und physisches Durchhaltevermögen. Mental, da die Vielzahl der Eindrücke erst einmal verarbeitet werden muss, physisch, da es an heißen Tagen in den Hallen des Parc des Ateliers ganz schön stickich werden kann. Stundenlanges stehen muss man ebenfalls abkönnen. Dafür wird man mit einem tiefen Einblick in die Köpfe der Beteiligten belohnt. So manche Serie, versteht man erst, wenn der Künstler sie selbst erklärt. Mit Hilfe der Fragen des Publikums kommt man dem Kern der Bilder und den darhinterliegenden Konzepte näher.

Zwei Serien haben besonders gefallen und auf diese möchte ich im Detail eingehen. Mein Favorit war die Arbeit „A Pleasent Day“ der Südkoreaners Chu Ha Chung. Für diese Arbeit machte ich auf dem Wahlzettel auch mein Kreuzchen. Der Künstler setzt sich kritisch mit derAtomindustrie seine Heimatlandes auseinander. Die Energiewirtschaft Südkoreas beruht zu einem großem Teil auf der Kernenergie. Chu Ha reiste zu den Standorten dieser Kraftwerke, die an der Ostküste des Landes liegen. Dort fand er Städte vor, deren Leben und Wirtschaft komplett von der Kernenergie abhängig geworden war. Ein Kraftwerk brachte Subventionen und Steuern. Nahmen die Subventionen ab, musste das nächste Kraftwerk her. So zerstörten die Gemeinden nach und nach das bisher bestehende Wirtschaftssystem.

Chu Ha Chungs Bilder zeigen gewöhnliche Aufnahmen am Strand. Erst auf den zweiten Blick entdeckt man auf seinen Bildern ein störendes Element. Die Reaktorbehälter und Kühlanlagen der Atomkraftwerke wuchern an der Küste. Die Arbeit entstand 2008, lange vor dem Atomunfall von Fukushima. Gerade in diesem Kontext sind die Bilder jedoch aktueller den je.

Die Serie „Intenden Consequences“ des Fotojournalisten Jonathan Torgovnik zeigt das Schicksal von Frauen aus Ruanda, die Kinder in Folge von Vergewaltigungen während des Völkermordes im Jahre 1994 geboren haben. Portraits der Frauen und ihrer Kinder stehen gleichbereichtigt neben Texten, die die Geschichte der Opfer erzählen. Die Fotogafien vermitteln die Gefühle der Frauen und Kinder sehr ausdruckstark. Vergewaltigungen und die Verbreitung von HIV wurden während des Krieges als Waffen gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt. Deren Folgen werden noch über Generationen spürbar sein. Die Geschichten der Frauen erzählen, wie die Gesellschaft und ihre Familien auf vielfältige Art und Weise noch immer an den Verbrechen leiden.

Konfrontiert wurde der Fotograf mit dem Schicksal der Frauen erstmals während er eine Auftragsarbeit in der Region durchführte. Da ihn die Geschichte nicht losließ, kehrte er auf eigene Rechnung zurück, um diese Arbeit zu realisieren. Inzwischen hat er eine Stiftung eingerichtet, die den Frauen helfen möchte.

Am Abend fand die traditionelle Nuit de l’Annee statt. Während dieser werden Projektionen in den Straßen von Arles gezeigt. In diesem Jahr war das Viertel Trinquetaille Austragungsort, das etwas Abseits der Hektik des Fotofestivals auf der anderen Seite der Rhone liegt. Die eher pragmatische Großstadt-Architektur und Häuserschlüchten bieten Abwechslung zu den niedlichen Gassen der Altstadt. Das der Teil der Stadt, der von den kulturellen Veranstaltungen sonst eher ausgeschlossen wird, einbezogen wurde, war schön. Die Nacht des Jahres ergänzt das Festival sinnvoll, da hier Fotografie stattfinden, in die während des Fesitvalbetriebs weniger Platz hat, wie z.B. Fotojournalismus und Modefotografie.

Die Projektion der Fotografen der deutschen Agentur Ostkreuz schaute ich mir komplett an. Den Rest der Nacht ließ ich mich mit einer Flasche Wein durch das Viertel treiben, hier und da an einer Leinwand innehaltend.

Hanna Whitaker präsentiert Ihre Arbeit während einer Führung. Sie nutzt traditionelle fotografische Methoden um ihre abstrakten Bilder zu erstellen.

Cha Ha Chung zeigt die Folgen der Kernkraft auf die kleinen südkoreanischen Gemeinden.

Jonathan Torgovnik möchte das Schicksal ruandischer Vergewaltigungsopfer in den Fokus der Öffentlichkeit bringen.

Die Arbeit Banta Cliffs and Gama Cave von Osamu James Nakagawa thematisiert die Rolle der Höhlen und Klippen auf der Insel Okinawa während des zweiten Weltkriegs und den Umgang der japanischen Öffentlichkeit mit der Geschichte.

Die Nuit d’Alnnee fand in diesem Jahr in dem Viertel Trinquetaille statt und bot spannende Projektionen von Agenturen, Zeitschriften und Fernsehanstalten.

Tag 6 – ENSP Fotografen, u.a. Petur Thomsen und Sunghee Lee

Mein letzter Tag der Rencontres. Nach nun bereits fünf Tagen auf dem Rencontres fühle ich mich doch etwas schlapp. Deswegen genehmigte ich mir heute das Schonprogramm – nur noch wenige, noch verbleibende Ausstellungen besuchen, (wie immer) ohne den Anspruch Alles gesehen haben zu müssen.

Da ich noch nicht alle Arbeiten der ehemaligen Schüler der ENSP gesehen hatte, nahm ich die Führung mit den noch verbleibenden Künstlern am morgen war. Auch hier bestätigte sich der Eindruck, dass die Bandbreite der Stile und Genres groß ist. Im Folgenden möchte ich Euch drei Arbeiten näher vorstellen.

Der Fotograf Petur Thomsen erstellt großformatige Landschaftsaufnahmen. Diese erstellt er in seiner Heimat Island. Die Bilder der Serie „To the East, there ist West“ könnten auf den ersten Blick als idyllisch beschrieben werden, wäre da nicht immer wieder ein prägendes Detail im Bild: Thomsen integriert Spuren der Zivilisation in der ansonsten verlassenen wirkenden Landschaft. Das sind Baustellen, riesige Raupenfahrzeuge oder eine Gruppe Arbeiter. Dabei setzt er auf minimalistische Kompositionen. Bergformationen, Abhänge und Wiesen werden zu grafischen Elementen, die von grauen Straßen getrennt werden. Der Fotograf spielt geschickt mit der Perspektive geschickt und lässt einen auch einmal mit der Frage zurück, die Linien aus Straßen und Wegen genau verlaufen – bergauf oder bergab? Der formale und distanzierte Blick auf die Landschaft kommt nicht von ungefähr. Petur Thomsen studierte nach seinem Abschluss in Arles an der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er den Stil der „Düsseldorfer Schule“ studierte.

Die Verwandtschaft zur »Becher-Schule« drängte sich auch bei dem Fotografen Sunghee Lee auf, der gleich nebenan die Arbeit „Empty Billboards“ ausstellte. Diese lieferte, was der Name versprach, leere Plakatwände. Lee wagt die Annährung an die Meister der »Neuen Sachlichkeit«, Bernd und Hilla Becher und präsentierte eine Typologie der Plakatwände. Hier hört die Verwandtschaft im Geiste allerdings auch auf. Weder setzt Lee auf das Tableau als Präsentationsform, noch kopiert er den normierten Blick der Bechers. Vielmehr umrahmt er seine Subjekte bewusst mit ihrer Umgebung und bringt manchmal humoristische Ereignisse ins Bild.

Große Abwechslung brachte die Führung durch die Ausstellung von Isabelle Le Minh. Sie Fotografiert kaum noch, sondern arbeitet mit den Bildern und Texten anderer, so erzählte sie bei der Führung. Dabei setzt sie sich kritisch mit der Repräsentation von Realität durch die Fotografie auseinander. Insbesondere ihre Auseinandersetzung mit der Arbeit Hiroshi Sugimotos gefiel mir. Die Arbeit „Darkroom Scapes, after Hiroshi Sugimoto“ ist eine Hommage „Seascapes“ für die sie die Ansichten des Meers in der Dunkelkammer mit Fixierschalen nachstellte. Dies nimmt die Arbeit Sugimotos ein wenig auf die Schippe, stellt aber auch einen Bezug her zwischen dem Empfinden, dass man beim Betrachten der See hat und der kontemplativen Arbeit in der Dunkelkammer. Statt dem Namen der See und einer Jahreszahl tragen die Bilder die genaue Zusammensetzung des Fixierers als Namen. Das unten gezeigte Bild trägt z.B. den Namen „Smith Formula (Pyrocatechine 4G, Anhydrous Sulfite 15G, Potassium Carbonate 50G, Water 1000ML)“.

Die Ausstellung des Regisseurs Amos Gitai fand in einer entweihten Kirche statt. Dabei kombinierte er Ausschnitte seiner Filme mit Fotos und Dokumtente seines Vaters. Die Arbeit setzt sich mit seiner Geschichte, seiner Familie und der Geschichte Israels auseinander. Die genaue Interpretation seines Werkes überlässt Gitai hingegen dem Betrachter, Antworten auf detaillierte Fragen, lehnte er ab.

Die Künstlerin Isabelle Le Minh setzt sich mit dem Medium Fotografie als Repräsentation von Realität auseinander. Hier eine Hommage an „Seascapes“ von Hiroshi Sugimoto.

Bertrand Stofleth und Geoffroy Mathieu nehmen für ihre Arbeit „Dynamic Landscape“ Langzeitbetrachtungen von Landschaften vor.

Petur Thomsens Landschaftsbilder aus Island sind formal streng und abstrakt. Minenarbeiter und Planierraupen befinden sich als farbgebende Elemente in der Landschaft.

Die Fotografen Geoffroy Mathieu und Petur Thomsen beim Book Signing.

Sunghee Lee erstellte eine Typologie leerer Werbetafeln in Süd-Korea, in Anlehnung an die Bechers.

Der Film-Regisseur Amos Gitai verwandelte eine ehemalige Kirche in Arles in einen Ausstellungsraum.

Fazit und Rückblick auf die Rencontres 2012

Eine Woche Rencontres waren einmal wieder eine aufregende und inspirierende Erfahrung. Zu dem Festival in diesem Jahr habe ich noch ein paar abschließende Gedanken:

Zunächst habe ich einige Anmerkungen zu dem Programm in diesem Jahr. Das Festival stand ja unter dem Motto der „französischen Schule“. Dabei beschränkten sich die Veranstalter vor allem auf die Foto-Schule ENSP in Arles. Dies wäre im Grundsatz auch in Ordnung gewesen. Jedoch gelang es nicht, wenn dies das Ziel war, eine irgendwie geartete französische Schule oder Sichtweise zu zeigen. Deuschland hat Düsseldorf, die USA hat die Familiy of Men, die New Topographics und meinentwegen die staged photography, Frankreich bleibt, als Heimatland der Fotografie, eine einheitliche Schule schuldig. Das Programm zeigte definitiv eine große stillistische Bandbreite. Vielleicht sollte genau dies die Essenz der Rencontres sein?

Wo waren in diesem Jahr die kontroversen Arbeiten? Mir erschien alles etwas zu brav. Was dem Festival fehlte, waren ein oder mehrere Kuratoren, die dem Festival eine eindeutige Linie hätten geben könnten. Alle Arbeiten waren doch ein wenig zu konform, trauten sich zu wenig, brachen nicht aus. Das hatte in den vergangen Jahren besser funktioniert, aber da hießen die Mottos des Festivals noch „non conforme“ und „40 Jahre der Störungen“ und Kuratoren wie Nan Goldin drückten dem Festival ihren Stempel auf.

Was aus Gesprächen mit langjährigen Rencontres-Besuchern deutlich wurde, war die zunehmende Kommerzialisierung des Festivals. Das inoffizielle Programm, die Anzahl der Arbeiten, die bei einem Rundgang durch die Straßen der Stadt entdeckt werden konnte, haben deutlich abgenommen: Weniger Plakatierungen an den Wänden, weniger spontante Ausstellungen in den Straßen, zu viel Fokus auf das Hauptprogramm. Und tatsächlich kann ich diesen Trend mit vier Jahren Festival-Erfahrung bereits bestätigen. Das „Le Garage“-Projekt war in diesem Jahr abwesend und die alternative Galerie „Hypermarket“ schloß in diesem Jahr ihre Türen. Doch was rückt im nächten Jahr nach? Die Stadt und die Veranstalter müssen in den kommenden Jahren die Balance zwischen dem Glanz und Gloria des Hauptprogramms und Alternativ-Angeboten schaffen. Es müssen Räume für unabhängige Projekte und Ausstellungen geschaffen werden.

Diesen letzten Absatz kann ich mir dann doch nicht verkneifen: Bei einem Fotografie-Fesitval sind hauptsächlich Fotografen unterwegs und viele tragen eine Kamera immer bei sich. Deswegen sind die Rencontres immer ein recht interessanter Gradmesser für die derzeitige Beliebtheit einer Marke oder Kameras im Profi-Segment (oder zumindest in dem der Enthusiasten). Von den obligatorischen Leicas einmal abgesehen, war Fujifilm in dieser Hinsicht für mich der eindeutige Gewinner. Spannend, wie es die Japaner innerhalb von zwei Jahren schafften, den Markt quasi komplett umzukrempeln. Trug jemand eine Kamera mit sich, handelte es sich oft um eine X100 oder X10, aber auch viele XPro-1 waren zu entdecken. Neben den üblichen Profi-Bodys von Canon und Nikon (Canon 7D/5D, Nikon D300/D700), war die Olympus OM-D stark vertreten. Ich habe keine Ahnung, welchen Anteil Olympus als Sponsor daran hatte, aber es war auffällig. Olympus PEN Modelle sah man hingegen kaum noch.

Soviel zu einer Woche Rencontres. Lest auch den ersten Teil meines Rückblicks!

Adieu Arles, man sieht sich im nächsten Jahr!

Till Schramm: Till ist Fotograf, Blogger und Betreiber dieses Blogs. Sein Interesse gilt der Dokumentarfotografie, insbesondere klassischer Streetphotography, dem New Color Movement und dokumentarischer Landschaftsfotografie.

View Comments (4)

  • Hallo Till,

    vielen Dank für den tollen Bericht über das Arles Festival.
    Du schreibst, dass du sehr viele Olympus OM-D gesehen hast.
    Der Grund dürfte gewesen sein, dass Olympus die Kameras im
    Hotel d´Arlatan zum Ausleihen angeboten hat ;-)
    Übrigens bin ich auf einem deiner Fotos zu sehen: Als
    Besucher betrete ich am Dienstag gerade den Innenhof des
    Hotel d´Arlatan mit meinem Porfolio in der Hand.

    Schöne Grüße, Christoph

  • Sehr interessanter Bericht. Trotz Deiner Kritik - liest sich als würde der Besuch sehr lohnen und ich bin ein wenig neidisch. Es freut mich immer wieder, dass sich außer den Leica-Nutzern alle ständig neue Kameras kaufen müssen ;-)

  • @Christoph: Schöner Zufall. Ich hoffe, Du warst erfolgreich in Arles.

    @Georg: Die Rencontres kann ich uneingeschränkt empfehlen und lassen sich sehr gut mit einem Urlaub in Süd-Frankreich verbinden. Ich wette, es würde Dir auch gut dort gefallen. (Und Du wärst mit Deiner Leica in "guter Gesellschaft". ;-)

    Grüße
    Till

  • Das ist ein richtig schöner und gehaltvoller Artikel über dieses Fotofestival. Er gefällt mir auch sehr gut, weil die persönliche Sicht der rote Faden ist, der wunderbar durch das Festival führt. Super!